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Illegale Müllhalden
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Rücknahme von Elektroschrott
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Hygienekontrolleure in Schlachthöfen
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Elektroschrott kommt von Recyclinghöfen auf Abwege
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Früher war weniger Geflimmer
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Ist Stealthing strafbar? für "Der Fall" von funk
Noch 2021 gab es Richter, die urteilten, dass Männer das Kondom unabgesprochen abziehen dürfen. Mit Yannah Alfering war ich bei der Kieler Anwältin, die durchficht, dass das nicht mehr akzeptabel ist.
Reportagepreis für junge Journalisten
Ein Wunschkind für Vladan und Peter
Dieser Text gewann den 3. Platz beim Reportagepreis für junge Journalistinnen und Journalisten von SPIEGEL ONLINE, der Heinrich-Böll-Stiftung und jungejournalisten.de. Ich habe die Leihmutter Pia nach Nordzypern begleitet, wo sie sich im Auftrag eines schwulen Paares künstlich befruchten ließ. Er erschien unter dem Titel "20.000 Euro für ein Baby" auf SPIEGEL ONLINE: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/leihmutterschaft-20-000-euro-fuer-ein-baby-a-1173773.html
Bis vor Kurzem durften homosexuelle Paare in Deutschland keine Kinder adoptieren – und suchten im Ausland nach halblegalen Lösungen. Zu Besuch in einer Fruchtbarkeitsklinik in Nordzypern. Von Stefanie Helbig
Dieser Text gewann beim "Reportagepreis für junge Journalisten", den JungeJournalisten.de in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung vergibt, den dritten Preis. Medienpartner ist in diesem Jahr DER SPIEGEL.
Marmorboden, Kronleuchter, fünf Sterne. Pia sitzt in einer Hotellobby auf Nord-Zypern, und bezahlt hat sie dafür keinen Cent. In wenigen Minuten sieht sie zum ersten Mal den Mann, der ihr das spendiert hat. Dieser Unbekannte hat heute in einem kleinen Raum gestanden, mit Pornoheftchen vor einem Glas, und ejakuliert. Und in zwei Tagen wird Pia das Kind dieses Mannes im Bauch tragen.
Pia ist Leihmutter. Ein gewisser Vladan, den sie im Internet kennengelernt hat, bezahlt ihr 20.000 Euro für eine Schwangerschaft, 23.000, wenn es Zwillinge werden, plus Flug mit extra Beinfreiheit und Fünf-Sterne-Hotel. Im türkischen Teil der Insel Zypern. Denn hier am Rande der EU, wo man als Deutscher nach komfortablen vier Flugstunden noch mit Personalausweis einreisen darf, aber das Handy schon außerhalb des EU-Roamings funkt, hier auf diesem Fleckchen Erde mit seinem seltsam ungeklärten Status, ist alles erlaubt, was in Deutschland laut Embryonenschutzgesetz undenkbar ist.
Im fernen Deutschland dürfen nur maximal drei Eizellen befruchtet werden und so zu Embryonen verwandelt werden. Jeder einzelne von ihnen ein potenzieller Mensch, das verpflichtet: Es müssen auch alle eingepflanzt werden. Hier im North Cyprus Fertility Center werden zehn Embryonen hergestellt. Nur zwei von ihnen werden der Leihmutter eingesetzt. Die restlichen acht, die entsorgen die Schwestern, in den schwarzen Tonnen hinter dem Haus.
Ein Werbeplakat im Wartezimmer der Klinik erläutert anhand von Bildern, wie sich ein Embryo "mit guter Qualität" von einem solchen "mit schlechter Qualität" unterscheidet. Ein anderes macht Versprechungen, auf deren Verwirklichung in Deutschland Freiheitsstrafe steht. Man sei stolz – "now available in Cyprus": Gender Selection. Man kann sich nun aussuchen, ob man einen Sohn oder eine Tochter einsetzen lässt. "Jetzt können Sie Ihre Familie ausbalancieren", so sieht man das hier.
Dass all das hier erlaubt ist, war für Vladan nicht entscheidend. Für ihn ist etwas anderes wichtig: In Deutschland dürfen befruchtete Eizellen nur der Frau eingesetzt werden, der sie auch gehören. Auf Beihilfe zur Leihmutterschaft stehen für Ärzte bis zu drei Jahre Haft, deshalb findet man eine solche Klinik in Deutschland kaum. Doch Vladan ist schwul, er hat keine Partnerin, die er befruchten lassen könnte. Er hat nur seinen Partner Peter. Und sie wünschen sich ein Kind.
Doch adoptieren dürfen sie nicht. Die CDU spricht sich gegen Homosexuelle als Eltern aus. Also haben sie ihre Optionen hin- und hergewälzt. Jeden Abend kam Vladan von der Arbeit als Arzt nach Hause, jeden Abend dachte er daran, wie er denn nun diesen Kinderwunsch verwirklicht bekommen soll. Jeden Abend setzte sich vor seinen Computer, googelte – und stieß irgendwann auf surrogatefinder.com, eine Webseite, auf der sich Leihmütter anbieten. 100.000 Euro sollte das Ganze kosten, insgesamt, für die Leihmutter, für die Klinik, für Flug, Hotel, Hormone, Vitaminpräparate für die Leihmutter. Beide sind Gutverdiener – finanziell müsste das hinzukriegen sein. Ein Plan entstand.
Ein halblegales Baby
Vladan kündigte seine Wohnung und zog in ein Zimmer im Mitarbeiterwohnheim der Klinik. Für die Mitarbeiter muss er ein komischer Kauz sein: Warum sollte ein Arzt so billig hausen? Aber es ist, wie es ist: Keine Bank vergibt einen Kredit für ein halblegales Kind aus Zypern. Also sparen. Sieben Jahre hat es gedauert, bis die 100.000 Euro zusammen waren. Sie konnten sich auf die Suche machen und schrieben eine Frau an. Sie hat schon mindestens ein gesundes Kind auf die Welt gebracht – ein Aufnahmekriterium bei surrogatefinder.com – und sie war erst 20 Jahre alt - ein fruchtbares Alter. Gute Chancen, dass die 100.000 Euro mit bestmöglichen Erfolgschancen investiert sind. Und das war Pia.
Sie hat zwei Kinder – 3 und 1 – und sagt, sie möchte sie noch nicht in den Kindergarten geben. Das würden ihr die 20.000 Euro ermöglichen. Aber der Hauptgrund sei, dass sie einfach solch einen Spaß an Geburten habe. Sie könne gar nicht so viele Kinder haben, wie sie gebären wolle. Aber auch sonst scheint es, als würden ihr 20.000 Euro gut passen – auch wenn Pia bestreitet, dass finanzielle Gründe eine große Rolle spielen. Pia hat keine Ausbildung, sie hat ihr erstes Kind mit 17 bekommen. Ihr Mann arbeitet in einem ungelernten Beruf. Sie leben mit ihren Kindern in einem Haus, das Pias Vater gehört, irgendwo im norddeutschen Flachland, wo Häuser wenig kosten und sich für ungelernte Frauen mit Kleinkindern so schnell kein Traumjob ergeben wird.
Hier in der Hotellobby soll das Kennenlernen stattfinden. Nur Vladan ist gekommen, Peter ist das alles zu aufregend. Was aber, wenn sie Vladan furchtbar findet? Bisher kennt sie ihn nur über Facebook und Whatsapp, dieser Eindruck kann ja täuschen. So weit weg von zu Hause. Das letzte Mal im Urlaub war sie vor sieben Jahren, mit ihren Eltern in der Dominikanischen Republik. Und nun ist sie hier alleine in diesem heißen muslimischen Land, in dem alle Männer eine unverhüllte Frau angaffen. In dem sie sich nur mit Englisch verständigen kann, wo doch das Mädchen aus dem norddeutschen Flachland oft noch nach den einfachsten Vokabeln sucht. Sie und der unbekannte Mann werden jeden Tag zusammen in die Fruchtbarkeitsklinik gehen, zu zweit im Wartezimmer sitzen, die Dicke ihrer Gebärmutterschleimhaut diskutieren und den Tag ihrer letzten Menstruation. Und dann wird sie sich mit gespreizten Beinen auf dem Gynäkologenstuhl sein Baby einspritzen lassen. Es wäre ganz gut, wenn man es wenigstens fünf Tage mit diesem Vladan aushielte.
Vier Eltern für ein Kind
Dann macht es "Bing" und er tritt aus dem Fahrstuhl in die Lobby. Zum Glück: Er sieht nett aus. Man versteht sich auf Anhieb. Erleichterung auf beiden Seiten. Die Embryos sind zu diesem Zeitpunkt bereits einen Tag alt und wachsen in einem Embryoneninkubator vor sich hin. Die beiden Eltern in spe gehen essen.
Das Kind wird insgesamt vier Eltern haben. Pia als Leihmutter, Vladan als biologischen Vater und Peter als sozialen Vater. Die vierte im Bunde ist eine Eizellspenderin. Es war Pia wichtig, dass die Eizelle nicht von ihr kommt. Zu verstörend die Vorstellung, das Baby käme aus dem Bauch, sie sähe es an und es habe ihre Augen. Sie weiß nicht, ob sie es dann noch weggeben kann. Und das müsste sie auch nicht. Nach deutschem Recht gilt die austragende Frau als Mutter, sie dürfte es behalten und Vladan könnte nichts dagegen tun.
Doch das ist der Deal: 20.000 Euro dafür, dass sie das Baby hergibt. Behalten wäre nicht fair, dafür hat Vladan nicht 100.000 Euro ausgegeben. Und so muss eine Eizellspenderin her: Es ist einfacher, sich von diesem Kind zu distanzieren, wenn es genetisch vollkommen fremd ist. Und unter zypriotischen Studentinnen finden sich zahlreiche Eizellspenderinnen.
So auch die Mutter von Vladans und Peters Kind: Informatikstudentin, 22 Jahre jung, braune Augen, braune Haare, türkisch-britische Abstammung. Im Feld "persönliche Nachricht" hat sie geschrieben: "Enjoy every moment." Das ist alles, was er von ihr weiß. Eine Informatikstudentin in dieser doch recht kleinen Stadt müsste leicht zu finden sein. Ob Vladan das interessieren würde? Nein. Er winkt ab. Nein. Schwamm drüber, er ist froh, dass er das Baby von ihr haben wird, mehr will er nicht. Und sie wird außer dem schnell verdienten Geld auch nichts davon wissen wollen, sonst hätte sie nicht diesen anonymen Weg gewählt.
Petrischale, Embryonen, Gebärmutter
Am Tag des Embryonentransfers liegt Pia im OP-Raum auf einem Gynäkologenstuhl, gleißend weißes Licht strahlt zwischen ihre Beine. Es ist still, nur Fußtrampeln und Besteckklappern. Kein auflockernder Smalltalk, keine ablenkenden Gemälde an den Wänden. Die Schwester holt eine Petrischale aus dem Inkubator, der Chefarzt dehnt Pias Muttermund und spritzt die Embryonen direkt in die Gebärmutter ein. Dann muss sie zwei Stunden mit hochgelagerter Hüfte liegen. Zusammen mit sechs anderen Frauen in einem Raum, die Betten abgetrennt durch beige Vorhänge, die das deutsche Auge von den Umkleidekabinen türkischer Änderungsschneider kennt.
Von den meisten Frauen hört man wenig, nur eine wimmert vor Schmerzen. Irgendwann wird sie panisch und beginnt zu hyperventilieren, bis die Schwestern kommen und sie rausholen. Pia übersteht den Transfer gut und kann nach zwei Stunden gehen. Anweisungen: Weiter Hormone nehmen, nicht im Hotelpool schwimmen und bloß kein Mineralwasser trinken. Der Sprudel könne womöglich schaden. So gut wie jede normale Schwangere trinkt zwar Mineralwasser, aber eine normale Schwangere hat auch kein 100.000-Euro-Baby im Bauch. Für den Heimflug hat Pia einen Platz mit Extrabeinfreiheit – wer weiß, ob es dem Kind schadet, wenn sie es zu unbequem hat. Sicher ist sicher.
Zurück im norddeutschen Flachland heißt es warten – banges Warten, ob sich sieben Jahre sparen und fünf Tage auf Zypern gelohnt haben. Vladan ist skeptisch, er traut der Klinik nicht. Ihm sah das alles zu unprofessionell aus. 14 Tage lang. Dann ist der Schwangerschaftstest tatsächlich positiv. Pias Frauenärztin prognostiziert Zwillinge, weil der Wert eines bestimmten Hormons so schnell steigt. Im Mai 2017 werden wahrhaftig zwei Kinder geboren. Und sie werden bei Menschen aufwachsen, die sie sich innigst gewünscht haben. Die nicht einfach unbedacht schwanger geworden sind und sich damit arrangiert haben, nun eben Eltern zu werden, sondern die viel Mühe auf sich genommen haben, um ihre Zwillinge bei sich haben zu dürfen.
Die Ärztin weiß von nichts. Pia hat eine befreundete Hebamme, die eingeweiht ist. Sie würde den Kindern bei einer Hausgeburt auf die Welt helfen – kein störender Smalltalk mit Klinikpersonal, bei dem Pia irgendetwas rausrutschen könnte –, und dann Vladan als Vater eintragen. Pia wäre quasi aus einer Affäre schwanger geworden, wen geht das schon was an – erst recht nicht die Frau im Standesamt, die nur anhand der Meldung der Hebamme die Geburtsurkunden erstellt und in Briefumschläge eintütet. Und da das Kind dann offiziell Vladans biologisches Baby ist, dürfte Peter es adoptieren. So ist der Plan. Und obwohl er für Außenstehende erst einmal krude klingen mag, wird er offenbar häufig umgesetzt, wenn man sich einmal den Besucherstrom in diesem Hotel ansieht und darauf achtet, wer im Wartezimmer des "North Cyprus Fertility Centers" wiederzutreffen ist. Die scheinbar simple Lösung, einfach in Deutschland Sex mit einer Frau zu haben und gegen Geld das Kind zu behalten, birgt viel zu viel Risiko.
Schicksal Regenbogenfamilie
Ein Kind adoptieren dürfen schwule Paare in Deutschland auch nicht. Manche Menschen denken, das würde Kindern nicht gut tun und hoffen, ein Verbot bewahre sie vor dem Schicksal Regenbogenfamilie. Doch wer schon einmal den Wunsch nach einem Kind hatte, weiß, dass es wenig gibt, was ähnlich unaufhaltsam ist. Der Kraft, die die Menschheit am Leben gehalten hat, lässt sich mit Verboten nicht beikommen. Die Paare haben andere Wege gefunden. Auf Zypern gibt es drei solcher Kliniken. Auch in den USA, in denen Leihmutterschaft ebenfalls erlaubt ist, haben die Kliniken regen Zulauf von vermögenden schwulen Paaren. Ein Weg, der viel Geld kostet und jahrelanges Bangen und Hoffen mit sich bringt.
Bis zu dem Tag, an dem die Sache klar ist – dem Tag, an dem Pia Blutungen bekommt. Nicht aufzuhalten. Und ein daumennagelgroßes Kind ihren Körper verlässt. Kurz darauf das zweite. Sieben Jahre sparen, der ganze lange Weg ... Es ist vorbei. Kein Kind für Vladan und Peter.